Kleine Welten im Murgtal

Das Murgtal ist eines der schönsten Täler im ganzen Schwarzwald (siehe 3/2000 Bildergalerie). Ursprüngliche Natur und vom Menschen geprägte Kulturlandschaft führen im Murgtal zu einem facettenreichen Bild. Eine Besonderheit sind hierbei die vielen kleinen Seitentäler, welche zu den Höhenzügen links und rechts ansteigen. Vier Täler im vorderen Bereich werden nun vorgestellt, von denen jedes so seine Eigenheiten hat und oberhalb der Murg in seiner eigenen "kleinen Welt" lebt:

Welt Nr. 1: >Staufenberg<
Hier sollte man beim links der Murg liegenden Freibad zwischen Ottenau und Hörden losgehen. Von hier aus führt ein schmaler Waldweg auf einen langgestreckten Ausläufer des Merkurs (668 m ü. NN.), welcher links nach Staufenberg (240 m) und rechts nach Selbach abfällt. Der Weg verläuft genau auf dem Kamm (ca. 300 m) und stellt einen sehr schönen Spazier- und Wanderweg dar. Während sich Richtung Selbach Kiefernwald befindet, ist der Blick nach Süden nach Staufenberg offen. Im Frühjahr schweift der Blick über zahlreiche dichtbewachsene Narzissenkulturen. Die Narzissen haben sich zum Teil auch in die umliegenden Wiesen ausgebreitet. Diese Wiesen sind ein passender Kontrast zum Wald, an dessen Rand der Weg bis zu ein paar Weinreben weitergeht. Dieser Waldrandweg weckt mit der Südsonne und dem harzigen Kiefernduft fast schon das Erinnern an einen mediterranen Pinienhain. Auch auf der anderen Talseite gibt es Sreuobstwiesen, wobei sich weiter oben im Wald ein Wanderheim befindet.

Welt Nr. 2: >Michelbach<
Der Ort Michelbach (200 m) ist in sehr weiträumige Streuobstwiesen und Gartenland eingebettet. Ab der Kirche aufwärts fließt romantisch ein Bach entlang der Straße, welche links und rechts mit Fachwerkhäusern gesäumt ist. Manche Häuser haben ihren Zugang über eine kleine Brücke über den Bach. Sogar eine Mühle mit funktionierendem Wasserrad gibt es. Wenn man vom Waldfriedhof Gaggenau kommt, läuft man an zahlreichen Wegkreuzen vorbei und wird in der offenen Landschaft auf verschiedene Panoramawege mit Ausblick auf das Murgtal geleitet. Immer wieder geht es mal hoch und dann wieder runter, da die Topographie quer gewellt ist, was auch beim Blick nach Süden auffällt. Ausgehend von der Kirche in Michelbach führt eine Strasse nach Moosbronn und kurz darauf biegt eine Strasse nach links ab. Diese führt zu einem Naturfreundehaus. Etwas weiter findet man am Waldrand eine Allee mit Mammutbäumen vor, die einen recht exotischen Anblick bieten. Hinunter nach Gaggenau geht dann ein Weg wieder mitten durch Streuobstwiesen.

Welt Nr. 3: >Loffenau/ Lautenbach<
Oberhalb von Lautenbach gibt es einen Parkplatz bei der Illertkapelle (400 m). Von hier gehen vier Wege ab: 1. ein kurzes Stück durch den Wald nach Loffenau; 2. hinunter nach Lautenbach; 3. + 4. Alte Weinstrasse von Gernsbach hoch kommend hinauf Richtung Teufelsmühle. Die Alte Weinstrasse ist mal mehr oder weniger schmal und eigentlich nur ein Weg und war früher tatsächlich ein Transportweg für Weinfässer. Bevor jedoch der ganz steile Zickzackweg zur Teufelsmühle (880 m) anfängt, biegt die Weinstrasse ab, mündet in die Fahrstrasse zum Hohloh und verläuft auf dem Höhenrücken bis Besenfeld. Die Illertkapelle befindet sich also auf einem schönen waldfreien und aussichtsreichen Flecken. Rundum Lautenbach steigen die Wiesen steil an und auch der Ort selbst hat sehr steile Strassen und Gassen. Oberhalb des Waldrandes kann man Felsen wie z. B. den Lautenfelsen erwandern. Der Lautenfels ist einer der größten Felsen der Umgebung und bei seiner nicht unbescheidenen Erhebung über den Wald bietet er einen großartigen Überblick und sein Anblick selbst lohnt auch.
Auch Loffenau ist zwischen ansteigende Wiesen eingebettet, jedoch ist hier die Ausdehnung der Wiesen größer. Sehr idyllisch kommt ein Weg von Gernsbach das Igelbachtal daher, wo sich der Igelbach durch die schmale Feuchtwiese schlängelt. Der Weg endet beim 300 m hoch gelegenen Landeplatz des Drachenflugclubs Loffenau, der seinen Startplatz in 850 m Höhe in einer Lichtung unterhalb der Teufelsmühle hat.

Welt Nr. 4: >Reichental<
Das langgestreckte Tal des Reichenbaches kommt die Strasse von Hilpertsau (190 m) hinauf nach Reichental (410 m), welche hinauf nach Kaltenbronn (800 - 980 m) führt. Überall in diesem Tal, welches sich wiederum oberhalb von Reichental in drei Seitentäler verzweigt, befinden sich verstreut liegende Heuhütten. Angeblich stammen diese von Tiroler Auswanderen vor einigen hundert Jahren und deren Nachfahren. Die Hütten stehen auf Obstwiesen, die wegen des steilen Hanges oberhalb der L 76b terassenförmig angelegt sind. Östlich des Schöllkopfes gehen die Wiesen in eine Art Hügelland über, wobei es jenseits des Waldrandes wieder steil nach oben weiter geht. Die Hütten folgen auch den oberhalb von Reichental gelegenen saftigen Wiesentälern bis in 600 m Höhe. Schmatzige Wiesen mit gelben Sumpfdotterblumen und Streuobstwiesen geben dem kleinen Reichental einen interessanten und schönen Rahmen. Reichental selbst ist auch ein schmucker Ort, vor allem fällt die Kirche mit ihrem verzierten Dach ins Auge.


Diese eben beschriebenen vier Seitentäler sind besonders im Frühjahr schön anzusehen, wenn die Obstbäume blühen. Die es gibt es zwar woanders auch z. B. sehr üppig im Rheintal bei Bischweier, jedoch ist das Funkeln der Blütenpracht von den Aussichtspunkten aus betrachtet eine ganz besondere Augenweide.


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Schnapsbrunnen als Aufstiegshilfe

Autos brauchen Benzin, Pferde Hafer und Wanderer? - Die stärken sich an einem Schnapsbrunnen. Schließlich gibt es bei dieser Wanderung einige Höhenmeter zu überwinden. 555 m sind auf dieser 12 km langen Tour (260 - 815 ü. NN) von Sasbachwalden hinauf zum steinigen Eck gegenüber der Hornisgrinde zu überwinden. Start ist beim großen Parkplatz beim Kurhaus in Sasbachwalden, welcher fast am Ortsende liegt.
Läuft man von dort ein kleines Stück die Straße Richtung Seebach hinauf, so kommt nach 250 m ein Abzweig nach rechts. Dieser führt auf den Badischen Panoramaweg. Um die Ecke herum befindet man sich auch schon zwischen Weinbergen mit Panoramablick. Der Panoramaweg und auch der Terrain-Kur-Weg 2 biegen dann nach links oben ab. Man gewinnt an Höhe, viele Weinreben säumen den Weg und das Straßburger Münster ist in der weiten flachen Rheinebene zu erkennen. Dann kommt das Gut Grieseneck. Bei den Häusern würde es jetzt, dem Badischen Panoramaweg folgend, Richtung Birkköpfl gehen. Wir merken uns diesen Abzweig und wandern zunächst geradeaus. Der Grund ist der beim nächsten Winzerhof gelegene Schnapsbrunnen.
Ein Schnapsbrunnen ist ganz einfach aufgebaut: In einem herkömmlichen Brunnen (hohler Baumstamm oder Behälter wo Wasser hineinfließt) stehen eine Reihe verschiedener Schnapsflaschen oder Liköre. Auf dem Brunnen stehen Schnapsgläser zur Benutzung. Dann ist noch ein Kästchen angebracht, wo für jedes gefüllte Glas eine Mark einzuwerfen ist.
Bei diesem Brunnen gibt sogar noch Sitzgelegenheiten, falls man gleich einen Hunni loswird. Kann man dann noch weiter gehen, ist zunächst zu der vorhin erwähnten Abbiegung zurückzukehren (Grieseneck). Richtung Birkköpfl (Terrain-Kur-Weg 2) läuft man zwischen Obstplantagen mit schönen roten reifen Äpfeln hinauf. Nach dem Birkköpfl gelangt man auch auf den mit einer Raute ausgeschilderten Wanderweg, aber man befindet sich immer noch auf dem Badischen Panoramaweg. Dieser Weg hat seinen Namen bis jetzt auf jeden Fall wegen seiner Blicke auf die badischen Weinberge, das schön gelegene Sasbachwalden, die Kirsch- und Kastanienhänge und das Rheintal verdient. Eßkastanien gibt es hier übrigens reichlich, wobei sich zwar viele Bäume im Privatbesitz befinden, jedoch viele Kastanien auch auf die Wege fallen. Auf dem Weg zum nächsten Ziel Hagenberg geht es zwischenzeitlich auch durch den Wald der mit freien Blicken auf das Achertal und das Tal des Sasbaches abwechselt. Nachdem wir nun schon einiges gestiegen sind, wird es Zeit bei Hagenberg anzukommen. Das sind zwar nur 3-4 Häuser, aber der erste wichtige Anlaufpunkt ist der Schnapsbrunnen. Während der untere Schnäpse zu bieten hatte, gibt es hier Brombeer-, Heidelbeer und andere Liköre sowie Tobinambur. Der zweite Anlaufpunkt ist das Hagenbergstübel. Diese kleine gemütliche Gaststätte bietet laut eines Einheimischen die besten Forellen der Umgebung an. Dann geht es weiter. Bevor es für längere Zeit durch den Wald geht, kann man noch einen letzten Blick nach unten über die Wiesen hinweg werfen. Nach Schönbüch wird die Straße Richtung Seebach gequert (am Parkplatz vorbei). Den Wanderweg weiterfolgend ist das Steinige Eck anzupeilen. Vorher kommt noch eine größere Kreuzung mit Abzweig zum Brigittenschloß, wo es unterhalb nach Sasbachwalden geht, wenn man nicht weiter steigen möchte. Der Wanderweg zum Steinigen Eck ist jedoch mit der Raute gut gekennzeichnet und der Aufstieg lohnt sich. Dann ist das Ziel erreicht. Hier sollte man ein paar Meter nach rechts gehen. Denn dann erhebt sich direkt gegenüber jenseits eines tiefen Taleinschnittes die Hornisgrinde mit den Windrädern und dem Fernmeldeturm. Die Straße Richtung Schwarzwaldhochstraße ist zu überqueren. Nach dem Parkplatz tangiert man Brandmatt und am Ende gelangt man auf den Wanderweg zum Hohritt. Auch hier gibt es eine Einkehrmöglichkeit (aber kein Schnapsbrunnen). Nach Hohritt folgt ein schneller Abstieg auf einem schmalen Weg, der in Bischenberg rauskommt. Hier eröffnet sich ein schöner Blick über die Wiesen und über die Bergketten hinweg. Am Wildgehege vorbei läuft man zum Einstieg in die Gaishölle.Hier wird es nochmal urig. In diesem engen Einschnitt gibt es einen ganz kleinen Wasserfall, aber auch viele kleine Brücken und jede Menge bemooste Felsen. Nach dem Wasserfall bietet sich die Gelegenheit einen Abstecher zu einem weiteren Schnapsbrunnen zu machen. Bevor man ganz unten in Sasbachwalden ankommt, kann man auch noch kurz nach links in die sonnenbeschienen Weinberge gehen und das Auge über das idyllisch zwischen den Bergen eingebettete Sasbachwalden schweifen lassen. Die Weinlage "Alde Gott" liefert hier unübersehbar reichlich und guten Wein. Zurück zum Parkplatz ist es dann nicht mehr weit.